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Unternehmerisch (Wirtschaftlich)

Als Deutscher in der Schweiz arbeiten: Tipps für eine gute Karriere

Als Deutscher in der Schweiz zu arbeiten, scheint für viele attraktiv zu sein, da die Löhne höher und die Karrierechancen besser sind, vor allem in technischen Berufen, aber auch in Lehre, Forschung und Finanzwesen. Allerdings gibt es dabei einige Einschränkungen. Dies betrifft vor allem den Durchschnittslohn Schweiz.

Arbeiten in der Schweiz: Wie läuft das Recruiting?

Laut Yassine Douar, Vorstandsmitglied des Deutsch-Schweizerischen Wirtschaftsclubs Baden-Württemberg, “sind Schweizer Unternehmen bei der Rekrutierung pragmatischer als deutsche”. So werden hierzulande viele Bewerber wegen kleiner “Unebenheiten” im Lebenslauf übersehen. Dabei haben sie in der Schweiz eine Chance. Denn hier sind Unterbrechungen der Karriere eher üblich. Laut Douar ist ein Bewerber, der die Anforderungen zu 90 %, aber nicht zu 100 % erfüllt, immer noch im Rennen. Schon bei der Durchsicht der Unterlagen überlegt der Personalleiter, wie er einen Kandidaten ansprechen und fördern kann. Ähnlich wie in Deutschland herrscht auch in der Schweiz ein Mangel an hochqualifizierten Fachkräften, insbesondere an Ingenieuren.

Es fehlt vor allem an Fachkräften in der Verwaltung und im Gesundheitswesen, aber auch in den Bereichen Technik, IT, Bauwesen und Medizin. Ein Grund dafür ist laut Ralf Bopp, Geschäftsführer der Deutschen Auslandshandelskammer (AHK) in Zürich, dass es “zu wenig Hochschulabsolventen gibt”. Eine weitere Statistik besagt, dass zwei von drei Ingenieuren im Laufe ihrer Karriere den Arbeitsplatz wechseln. Aus diesem Grund stellen Schweizer Unternehmen häufig ausländische Arbeitskräfte ein. Drei von zehn Ingenieuren sind keine Schweizer.

Wie lange darf in der Schweiz gearbeitet werden? Grenzgänger und Auswanderer in der Schweiz

Boris Langer verfügt zudem über internationale Erfahrung.

Bis 2012 war Langer bei einem Frankfurter Flugzeugzulieferer beschäftigt.

Dann wollte sich der studierte Informatiker neu orientieren.

Zum Softwareunternehmen Zühlke in Schlieren bei Zürich kam der 39-Jährige schließlich durch Zufall. Er hatte sich nicht auf eine Stelle beworben. Stattdessen wurde ein Headhunter auf ihn aufmerksam. Heute leitet Langer den Bereich, der Software für medizinische Geräte entwickelt. 305.785 Deutsche, darunter Langer, wohnten und arbeiteten 2017 im Nachbarland. Mehr als die Hälfte von ihnen hat einen Hochschulabschluss, viele von ihnen sind Ingenieure. Weitere 64.000 Menschen pendeln über die Landesgrenzen und arbeiten in der Schweiz, wohnen aber in Deutschland.

Wie hoch sind die Gehälter in der Schweiz?

Der durchschnittliche Jahreslohn in der Schweiz beträgt ca. 78.000 Schweizer Franken bzw. 81.000 Euro. Im Vergleich zu Deutschland und vielen anderen Ländern sind die Gehälter von Vollzeitbeschäftigten in der Schweiz wesentlich höher. In der Schweiz liegen die Steuern und Sozialabgaben zwischen 10% und 18%. Beiträge zur Krankenversicherung sind jedoch ausgeschlossen. Zühlke-Ingenieur Langer räumt ein, dass der deutlich höhere Lohn zunächst eine verlockende Wirkung hat.

Die deutschen Löhne sind mindestens ein Drittel niedriger als die in der Schweiz.

Laut der Salärstudie 2020 von Swiss Engineering STV liegt die Lohnspanne für Ingenieure und Architekten in der Schweiz zwischen 92’300 und 145’000 Franken pro Jahr. Alter, Branche, Arbeitsbereich und Hierarchieebene wirken sich alle auf die Gehaltsangaben aus. Mehr als 3.200 Personen haben geantwortet, und 74 % gaben an, dass sie mit ihrem Gehalt zufrieden oder sehr zufrieden sind. Die bestbezahlten Ingenieure arbeiten laut Swiss Engineering in der öffentlichen Verwaltung, im Energiebereich sowie in Lehre und Forschung. Versicherungen und Dienstleistungen im Zusammenhang mit Wasser, Lüftung und Klimaanlagen liegen häufig im unteren Viertel.

Insbesondere der öffentliche Sektor in der Schweiz präsentiert sich als finanziell großzügiger Arbeitgeber für Ingenieure und Architekten, was einen deutlichen Unterschied zu den Gehältern in Deutschland darstellt. Ingenieurarbeitsplätze im öffentlichen Dienst gelten in der Bundesrepublik als sicher, werden aber kaum gut bezahlt. Die positiven Zahlen werden jedoch in einen Kontext gestellt.

Wohin ein Teil des Einkommens fließt, lässt sich an den Lebenshaltungskosten ablesen.

Im Vergleich zu Deutschland sind zum Beispiel Obst und Gemüse in der Schweiz 65% teurer. Auf der anderen Seite sind die Wochenarbeitszeit und das Urlaubsgeld vergleichbar mit denen in Deutschland. Das gab den Ausschlag für Langer, der zur gleichen Zeit ein Angebot aus Hamburg in Betracht zog. Er sagt: “Mir hat gefallen, dass ich den Eindruck hatte, dass man hier mehr Rücksicht aufeinander nimmt.”